Im Gebäude # 6
der Roosevelt Barracks war ein IP-District untergebracht. Eigentlich sollte die Industriepolizei mit der Gründung der Berliner LS-Einheiten aufgelöst werden. Wirtschaftliche Erwägungen, hatten diese Auflösung jedoch immer wieder hinausgezögert.
Die IP
bewachte ebenfalls einige US-Objekte in Berlin. Hätte der LS auch diese Objekte übernommen, wäre nur noch eine Trainingskompanie möglich gewesen. Das sollte wohl bisher vermieden werden. Doch in diesem Jahr wurde die IP endgültig aufgelöst, und der LS musste ab 1. Juni deren Objekte mit übernehmen.
Die 4014 LSCo
blieb Trainingskompanie und hatte außerdem den Wachersatz für die 3 anderen Wachkompanien zu stellen. Da ihr auch keine Neueinstellungen zugeteilt werden konnten, sank ihre Stärke bedrohlich ab. Sämtliche Mannschaften (außer HQ Personal) bis einschließlich Corporal wurden innerhalb kurzer Zeit zu den anderen 3 Wachkompanien versetzt.
Dieser Zustand
war jedoch nur vorübergehend. Im Laufe der Zeit wechselte die Trainingskompanie wieder turnusmässig.
Nach 18 Wochen Wache folgten 6 Wochen Ausbildung. Diese Trainingszeit war aber meistens nur reine Theorie; denn Personalmangel und die große Anzahl der zu besetzenden Posten machten es erforderlich, auch viele Angehörige derTrainings-Kompanie im Wachdienst einzusetzen.
Am 1. April
übernahm Herr GIESA als neuer Konzessionär den Union-Club.
Nachdem in Westdeutschland
am 28. Januar (mit Wirkung von 1. Februar) ein Tarifvertrag für die sogenannten "Direkt-Beschäftigten" bei den Alliierten und am 28. Mai (mit Wirkung vom 1. Mai) ein solcher für den Labor Service abgeschlossen worden war, entschieden sich die Alliierten Behörden in Berlin, auch für ihre deutschen Beschäftigten Tarifverträge abzuschließen. Als erstes wurde am 2. Juli ein Tarifvertrag für die Berliner "Direkt-Beschäftigten" mit Wirkung vom 1. Juli abgeschlossen, und zwar in Anlehnung an die westdeutschen Vertragsbestimmungen.
Daneben liefen Verhandlungen
für einen Vertrag für den Labor Service Berlin. Auch hier diente das westdeutsche Vertragswerk als Muster. Vertragspartner waren auf der einen Seite der Senator für Finanzen als Vertreter der Alliierten, auf der anderen Seite (wie in der BRD) die Gewerkschaften ÖTV und DAG als Vertreter der Arbeitnehmer. Aufgrund der Tatsache, dass die LS Männer bis auf wenige Ausnahmen nicht gewerkschaftlich organisiert waren, führten die Gewerkschaften die Verhandlungen, ohne mit dem LS Kontakt aufzunehmen. Das Resultat war eine fast wortgetreue Übernahme der westdeutschen Vertragsbestimmungen, die zum Teil auf die Berliner Situation gar nicht anwendbar waren.
Der Vertrag
wurde am 31. Oktober mit Rückwirkung vom 1. Juli abgeschlossen, und zwar für LS und GSO zusammen. Arbeitszeiten, Urlaubs- und Krankheitszeiten, Fragen der Einstellung, Beförderung, Entlassung und der Bezahlung wurden erstmalig durch den Tarifvertrag rechtsverbindlich festgelegt. Neu war, dass sich die Bezahlung nun nicht mehr nach dem Dienstgrad, sondern nach Gehaltsgruppen (in die man nach sogenannten "Beschäftigungsmerknalen" eingruppiert wurde) und nach Stufen (Dienstjahren) richtete.
Zum Zwecke
der Ersteingruppierung, die dann für das Amt für Besatzungslasten Berlin verbindlich war, kam eigens der Labor Advisor der LS Division, Mr. POPULAIRE, aus Heidelberg nach Berlin. Die Bezahlung nach den neuen Gehaltssätzen erfolgte erstmalig im November, wobei gleichzeitig die Nachzahlung für die Zeit ab 1. Juli sowie ein "Treuegeld" fällig wurde.
Mit Inkrafttreten
des Tarifvertrages musste allerdings der Wachplan geändert werden, weil in dem Tarifvertrag festgelegt war, dass einem Sonn-, oder Feiertagsdienst ein freier Tag in der gleichen Woche folgen musste. Die neue Einteilung sah folgendermaßen aus: 4 mal Dienst von 08.00 - 16.00 Uhr, 48 Stunden frei,
4 mal Dienst von 16.00 - 24.00 Uhr, 48 Stunden frei,
4 mal Dienst von 00.00 - 08.00 Uhr, 48 Stunden frei.
Die Wachzeit
wurde also von 6 auf 8 Stunden erhöht. Das sah zunächst sehr hart aus. Als man sich jedoch klar machte, dass erstens niemand mehr Dienst tat als bisher, zweitens längere Dienstzeiten zwangsläufig auch längere Freizeiten ergaben und drittens während des achtstündigen Dienstes alle 2 Stunden eine Pause von 10 Minuten eingelegt wurde, kam man zu der Erkenntnis dass die neue Regelung durchaus erträglich war.
Eine weitere Neuigkeit
für die LS-Angehörigen war die Möglichkeit, einen Betriebsrat wählen zu können. Zu diesem Zweck wurde am 5. Dezember zunächst eine Betriebsversammlung abgehalten, in der die Wahlordnung angenommen und ein Wahlausschuss gebildet wurde. Die Wahl des Betriebsrates für das Geschäftsjahr 1957 fand am 20. und 21. Dezember statt. Elf Betriebsratsmitglieder wurden aus 26 Kandidaten gewählt.
Es wurden wieder Lehrgänge
zur Ausbildung von Wachpersonal an den Funkgeräten durchgeführt. 3 Angehörige des Comm Plat konnten einen Lehrgang für Radio Mechanic in Ansbach besuchen.
Eine Wachänderung in Wannsee Depot Training Area
machte es notwendig, auf dem Postenweg an der Zonengrenze alle 50 Meter einen Telefonanschluss zu legen, der Verbindung zu dem Posten an der Einfahrt hat. Statt der bisherigen motorisierten Patrouille versah nun ein Doppelposten zu Fuß im hinteren Teil des Übungsgeländes den Wachdienst. Die beiden Männer führten einen Feldfernsprecher mit sich mit dem sie von mehreren Anschlussdosen aus, den Posten an der Einfahrt verständigen konnten.
Am 31. August
verließ LTC KOLLOCH die Einheit, um eine Stellung in der Wirtschaft anzunehmen. Nachfolger wurde der bisherige Center X0, MAJ WEIDEMANN.
Mit der Aufstellung der Bundeswehr in Westdeutschland
hatten schon eine Reihe von Officers und NCO den Labor Service verlassen, um in ihren alten Beruf zurückzukehren. Dadurch und durch den Kommandeurswechsel wurden im Center zahlreiche Um- und Neubesetzungen notwendig, die natürlich auch die entsprechenden Beförderungen mit sich brachten. z.B.:
- MAJ WEIDEMANN (bisher XO) CO
- COMAJ THURAU (bisher S-3) XO
- CPT LEPS (bisher CO, Hq Co) S-3
- CPT RICHTER (bisher CO, 4077) Co HQ Co
- LT GLATZ (bisher XO, 4077) CO 4077
In diesem Jahr
hatte das Center den Tod des Gerhard KUNDE (4014) zu beklagen, der am 5. Oktober gestorben war. Zu seiner Beerdigung in Kreuzberg stellte seine Kompanie einen Ehrenzug und stiftete einen Kranz.
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